Die Kindertaufe bildet seit den Anfängen der Kirche ein unverzichtbares Sakrament: Sie ist mehr als ein bloßer Ritus – sie öffnet dem Kind den Zugang zur Gnade Gottes, befreit es von der Erbsünde und verankert es in der christlichen Gemeinschaft. Zugleich fordert sie von Eltern und Paten die ernsthafte Zusage, das in der Taufe geschenkte Leben im Glauben wachsen zu lassen.
Markus 10,13–16: „Man brachte Kinder zu ihm, ... Er nahm sie in die Arme, legte die Hände auf sie und segnete sie.“ – zeigt Jesu Zuneigung zu Kindern und deutet an, dass auch sie Teil seines Reiches sind.
Apostelgeschichte 16,15.33: Hausgemeinschaftstaufen, in denen ganze Familien – wahrscheinlich einschließlich der Kinder – getauft wurden.
1 Kor 1,16: Paulus erwähnt die Taufe der Familie des Stephanas, was auf die Praxis der Kleinkindtaufe in den ersten Gemeinden hinweist.
KKK 1250: „Jede Person, auch das Kind, das ‚noch nicht die Vernunft besitzt‘, ist zur Taufe zugelassen.“
KKK 1252: „Die Taufe der Kleinkinder ist der einzige Weg, auf dem sie in die Gemeinschaft der Kirche und in das Leben der Gnade eingehen können.“
KKK 1274: Taufe als „Tor zum Leben im Geist und Weg des ewigen Lebens“.
Tertullian († ca. 220), De baptismo 18: Verteidigt die Kleinkindtaufe gegen Kritiker und betont deren apostolische Wurzel.
Origenes († ca. 253), De Principiis II,10: Spricht vom Bundesgedanken, der auch die Kinder umfasst.
Augustinus († 430), De peccatorum meritis et remissione IX,36: Lehrt, dass die Taufe die Erbsünde auch bei Kindern wirksam tilgt.
2 Kor 5,17: „Wer in Christus ist, ... er ist eine neue Kreatur.“ – Die Taufe macht den Getauften zu einem neuen Menschen.
Röm 6,3–4: „Wir alle sind in seinen Tod getauft worden ... damit wir in einem neuen Leben wandeln.“ – Hinführung zur Neuschöpfung durch die Teilhabe am Tod und der Auferstehung Christi.
1 Kor 12,13: „Denn auch wir alle sind durch einen Geist zu einem Leib getauft worden.“ – Betonung der Aufnahme in den mystischen Leib Christi.
Die Erbsünde ist der durch den Sündenfall Adams übertragene Zustand der Trennung von Gott. Die Taufe tilgt diese Erbsünde (KKK 405–406) und erfüllt die Seele mit der heiligmachenden Gnade. Selbst Kleinkinder, die noch nicht bewusst glauben können, empfangen bereits das rettende Wirken Gottes.
Durch die Taufe wird das Kind zu einem „neuen Menschen“ (2 Kor 5,17) und nimmt Anteil am Tod und der Auferstehung Christi (Röm 6,4). Dieser Neuanfang ist keine bloße Metapher, sondern eine reale Umformung des Herzens durch den Heiligen Geist.
Mit der Taufe wird das Kind in den einen Leib Christi aufgenommen (1 Kor 12,13). Es ist verbunden mit allen Getauften, wobei jedes Glied zentrale Bedeutung hat. Diese Gemeinschaft trägt das Kind und begleitet sein Glaubenswachstum.
Obwohl die Bibel keine ausdrückliche Anordnung zur Kindertaufe enthält, vertraut die Kirche auf Gottes gnädige Vorsehung „noch vor dem vollen Verstandesgebrauch“ (KKK 1250) und auf die apostolische Praxis, die seit alters her die Kleinkindtaufe kennt (KKK 1252).
Eltern, die im Glauben fernstehen oder die Taufe kulturell wünschen, lösen gemischte Reaktionen aus. Die Kirche fordert eine „begründete Hoffnung“ (spes fundata), dass das Kind im Glauben erzogen wird (Codex Iuris Canonici, Can. 868 § 1 2°). Fehlt diese, kann die Spendung verschoben werden, um dem Kind wirklich einen Glaubensbeginn zu ermöglichen.
Ein „Taufscheinkatholik“ bleibt gültig getauft; die Taufe verleiht ein unauslöschliches Siegel (KKK 1272). Doch ohne lebendige Glaubenspraxis bleibt ihre Wirkung unvollendet – die Tür der Gnade steht offen, doch das Kind muss hindurchgehen.
Mit der Taufe legen Eltern und Paten ein feierliches Versprechen ab, das Kind zu lehren, „alles zu halten, was Christus geboten hat“ (Taufritus). Diese Zusage begründet eine ernsthafte moralische Pflicht: Bei bewusster Vernachlässigung der Glaubenserziehung stehen sie vor Gott in Rechenschaftspflicht (KKK 1656; Can. 872).
Eltern und Paten sind dabei nicht allein: Die Pfarrgemeinde unterstützt das junge Kirchenmitglied, und die Gemeinschaft trägt Verantwortung für sein Glaubenswachstum.
Die Kindertaufe ist ein unschätzbares Geschenk und zugleich ein Auftrag. Sie schenkt Neuanfang, Zugehörigkeit und Gnade – doch sie verlangt eine verantwortungsvolle Erwiderung im Glauben. Wer die Kindertaufe als bewusste Weihe an Christus und die Kirche versteht, bereitet dem Kind einen festen geistlichen Grundstein und einen Weg zum ewigen Leben.