Die Kirche hüllt den Tag der Erstkommunion in festliches Weiß: Kerzen brennen, Orgeln jubeln, Kinder tragen Alben, die an das Taufkleid erinnern. Doch unter der Spitzenhaube verbirgt sich kein harmloses Ritual, sondern eine Initiation in das Herz des christlichen Geheimnisses – die Eucharistie. An diesem Tag wird der Neophyt endgültig Tischgenosse des Herrn; er betritt das Heiligtum, in dem Brot in Leib und Wein in Blut verwandelt werden.
Vom Taufbrunnen zum Altar
Die Taufe machte uns zu Kindern Gottes; die Firmung salbt uns mit dem heiligen Geist; die Erstkommunion nährt den neuen Menschen. Wer in Christus geboren wurde, muss von Christus leben. Darum kommt die Eucharistie nicht nach, sondern mitten in der Erziehung: Das Kind lernt gleich, dass geistliches Wachstum ohne „Himmelsbrot“ verhungert.
„Ich bin das Brot des Lebens … Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6,35.51)
Würdig – oder gefährlich?
Paulus bringt eine heilige Schocktherapie ins Spiel:
„Wer deshalb unwürdig von dem Brot isst oder aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und Blut des Herrn … Wer isst und trinkt, ohne den Leib zu unterscheiden, isst und trinkt sich das Gericht.“
(1 Kor 11,27–29)
Keine moralische Keule, sondern Liebesschutz. Gott warnt, weil sein Geschenk explosiv heilig ist: Die Hostie enthält nicht Symbol, sondern Person. „Unwürdig“ heißt nicht „sündiger Mensch“ – dann dürfte niemand kommunizieren –, sondern bewusst in schwerer Sünde verharren, ohne Umkehrwille. Darum ruft die Kirche vor dem ersten und vor jedem erneuten Empfang zur Beichte. Sie ist kein administrativer Hürdenlauf, sondern die Seelendusche, die das innere Gewand aufhellt.
Drei Schritte der Vorbereitung
Gewissenserforschung – Kindgerecht, aber ehrlich: Wo habe ich gegen Liebe zu Gott und Nächsten gehandelt?
Sakrament der Versöhnung – Vergebung empfangen, nicht erarbeiten.
Eucharistisches Fasten – Mindestens eine Stunde ohne Essen; Herz und Körper signalisieren: „Dieser Empfang ist anders.“
Ein Mahl, das Jericho-Mauern sprengt
Die Kinder empfangen keinen „Junior-Jesus“. Dieselbe reale Gegenwart, die Heilige in Ekstase versetzte, liegt in einer Hostie so fragil wie Glas. Sie ist Speise und Arznei zugleich: Heilt die Schwachheit, nährt die Stärke. Wichtig also, dass Eltern glaubwürdig vorleben, was im Katechese-Heft steht:
Kniebeuge vor dem Tabernakel,
Schweigen in der Kirche,
Würdiger empfang der Kommunion,
Dankgebet danach.
Kinder lesen Zeichen schneller als Wörter. Zumindest einmal die Woche brauchen wir diese Gnade Jesu für unser Heil, als Brot der Stärkung und des Heils.
Werden, was man empfängt
Die Eucharistie will nicht nur angebetet, sondern nachgeahmt werden: gebrochenes Brot für andere. Ein Erstkommunikant, der nach der Feier Geschwister gerechter mit Süßigkeiten teilt, lebt bereits „eucharistisch“. Wer täglich „Amen“ zur Hostie sagt, muss im Alltag „Amen“ zum Gebot der Liebe sagen – sonst ist das liturgische Amen Lüge.
Für Eltern, Paten, Gemeinden
Versprechen Sie kein Märchen, sondern Mysterium. Die Hostie bleibt Brotgestalt, schmeckt aber nach Unendlichkeit. Das Brot ist seinem Sein nach Jesus geworden.
Ermutigen Sie zur Beichte als Normalfall. Einmal pro Monat ist kein frommer Luxus, sondern Grundhygiene. Der heilige Pater Pio empfiehlt alle acht Tage.
Feiern Sie den Tag als Sakrament, nicht als Konsumfest. Ein schlichtes Familienessen, ein Dankgebet, vielleicht eine Spende an Bedürftige – das passt besser zum Brot, das geteilt werden will als ein großer Berg an Geschenken.
Schlussakkord – Schutzformel in Kinderhänden
Die Erstkommunion ist kein Abschluss, sondern erste Etappe eines eucharistischen Lebenswegs. Er führt über tausende Kommunionen bis zur Viaticum-Hostie auf dem Sterbebett. Wer würdig empfängt, empfängt Gericht - nicht Verurteilung, sondern das Gericht des Lichtes, das Sünde vertilgt und Heiligkeit stärkt.
„O sacrum convivium, in quo Christus sumitur!“
„O heiliges Gastmahl, in dem Christus empfangen wird.“
Bewahre diesen Ruf als Mantra; dann wird jede Kommunion – ob am Erstkommuniontag oder an einem grauen Montagmorgen – zur Explosion der Barmherzigkeit in deinem Herzen und zur Einladung, sie hinauszutragen an die Ränder der Welt.
Hier ein Gebet von John Henry Newman