Am siebten Sonntag der Osterzeit steht die Erwartung der Vollendung und Einheit der Gläubigen im Vordergrund. Die Lesungen zeigen die Vision der offenen Himmel, die Einladung zum endgültigen Kommen Christi und das Gebet Jesu für die Einheit seiner Jünger. Gemeinsam zeichnen sie ein Bild von Hoffnung, Erfüllung und unzertrennlicher Verbundenheit in Gott.
Apg 7,55–60: Stephanus, erfüllt vom Heiligen Geist, schaut Christus im offenen Himmel. In der Verfolgung bleibt er treu, betet um Vergebung für seine Peiniger und übergibt seinen Geist an Jesus. Stephanus steht so exemplarisch für Glaubenszeugnis, Vergebung und die enge Verbindung zu Christus, selbst im Leiden.
Ps 97 (96),1–2.6–7.9 u.12: Dieser Psalm feiert die Herrschaft Gottes, dessen Gerechtigkeit und Herrlichkeit offenbar werden. Alle Götter und Mächte unterwerfen sich ihm, was die universelle Anerkennung der Souveränität Gottes hervorhebt.
Offb 22,12–14.16–17.20: Christus kündigt sein baldiges Kommen an, das mit Belohnung und Vollendung verbunden ist. Die Einladung an die Gläubigen lautet, sich auf das Kommen Christi vorzubereiten, indem sie am „Wasser des Lebens“ teilhaben und ihre Gewänder reinhalten.
Joh 17,20–26: Im sogenannten Hohepriesterlichen Gebet betet Jesus um Einheit unter seinen Jüngern und allen zukünftigen Gläubigen. Diese Einheit, die die innere Beziehung zwischen Vater und Sohn widerspiegelt, soll Zeichen und Zeugnis für die Welt sein, dass Christus vom Vater gesandt ist und alle gleichermaßen geliebt sind.
Stephanus sieht bei seiner Steinigung den Himmel offen und Jesus an Gottes rechter Seite. Damit zeigt er: Jesus lebt und herrscht schon jetzt. Der Tod ist für Christen nicht das Ende, sondern der Weg zu Gott und zum wahren Leben. Genau das feiern die Lesungen: Psalm 97 verkündet, dass Gott als gerechter König regiert. Die Offenbarung erinnert daran, dass Jesus bald wiederkommt und das Leben in Fülle bringt. Im Evangelium betet Jesus, dass wir an seiner Herrlichkeit teilhaben. Die Lesungen spannen also einen Bogen: Von der schweren Situation des Stephanus bis hin zur endgültigen Vollendung in Gottes Reich. Sie machen klar: Gottes Reich ist schon mitten unter uns, auch wenn es noch nicht vollkommen sichtbar ist.
Im Mittelpunkt steht die Einheit, die aus dem Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Jesus entsteht. Stephanus vergibt wie Jesus; dadurch zerstört er den Kreislauf der Gewalt und öffnet Raum für die Gemeinschaft durch den Heiligen Geist – Saulus, Verfolger der Kirche und Zeuge des Mordes, wird später selbst in diese Einheit hineingezogen und kehrt um. Jesu Gebet in Joh 17 interpretiert diese Einheit als Abbild der innertrinitarischen Liebe: Nur eine Kirche, die in dieser Liebe verwurzelt ist, macht glaubhaft, dass der Vater den Sohn gesandt hat. So erwächst aus der Eucharistie – dem gegenwärtigen Opfer des Lammes, das Offenbarung 22 als Lebensquelle besingt – die Kraft, Gewänder reinzuwaschen und schon jetzt als lebendiges Zeichen des kommenden Jerusalem zu leben.
Kernpunkt dieser Lesungen ist daher: Die Kirche empfängt im Blick auf den verklärten Christus ihre missionarische Aufgabe, durch Christi Liebe und ungeteilte Einheit die Welt auf sein rasches Wiederkommen vorzubereiten.
Drei konkrete Umsetzungspunkte:
Blickwechsel einüben: Versuche bewusst, schwierige Situationen oder Konflikte in dieser Woche „von oben“ zu betrachten, ähnlich wie Stephanus. Frage dich dabei: „Wie sähe Gott diese Situation? Was würde Jesus tun?“ Das öffnet deinen Horizont und hilft dir, mit Geduld und Zuversicht zu reagieren.
Vergebung praktizieren: Entscheide dich ganz konkret, für jemanden zu beten, der dich verletzt oder enttäuscht hat. Verbinde dies bewusst mit der Eucharistiefeier, indem du diese Person geistig vor den Herrn bringst und sagst: „Herr, rechne ihm/ihr diese Sünde nicht an!“
Einheit der Kirche stärken: Suche in deinem Umfeld nach einer Gelegenheit, aktiv die Einheit der Kirche zu fördern und schimpfe nicht bei anderen über diese und jene in der Kirche, sondern versuche produktiv und konkret Probleme zu . hen, mit dem du bislang wenig verbunden warst. Nimm dir vor, eine Begegnung bewusst zu fördern, zuzuhören und durch dein Verhalten die Einheit der Kirche sichtbar zu machen, die Christus wünscht.