Am zweiten Sonntag der Osterzeit – dem Barmherzigkeitssonntag und weißen Sonntag – feiert die Kirche den Sieg des Auferstandenen über Angst, Sünde und Tod. Die Lesungen zeigen, wie Christus seine Gegenwart in der jungen Kirche bestätigt, Glauben schenkt und Heil schenkt. Alles kulminiert in der Einladung, „selig zu sein, ohne gesehen zu haben“ und sich ganz der göttlichen Barmherzigkeit anzuvertrauen.
Apg 5, 12-16: Die Apostel wirken öffentlich Zeichen; Petrus’ bloßer Schatten heilt. Die Auferstehungskraft Jesu setzt sich durch die Kirche fort und zieht Scharen zum Glauben.
Ps 118 (117): Der zum Eckstein verworfene Stein ist Gottes Wunder. Der Psalm ruft zum Dank für den Tag des Heils und preist den, „der im Namen des HERRN kommt“ – Christus.
Offb 1, 9-11a.12-13.17-19: Johannes sieht den verherrlichten „Menschensohn“ inmitten der Leuchter. Der Lebendige, der „Schlüssel des Todes“ hält, stärkt die verfolgte Gemeinde mit Furchtlosigkeit.
Joh 20, 19-31: Der Auferstandene tritt zweimal trotz verschlossener Türen ein, schenkt Frieden, den Heiligen Geist und Vollmacht zur Sündenvergebung. Thomas erkennt in den Wundmalen „Mein Herr und mein Gott!“ und steht für den seligen Glauben aller, die nicht sehen.
Die Lesungen dieses Sonntags verkünden gemeinsam die transformative Kraft der Auferstehung Jesu Christi. Sie zeigen den Auferstandenen, der real gegenwärtig ist, seinen Jüngern Frieden schenkt ("Friede sei mit euch!" Joh 20,19.21.26), sie mit dem Heiligen Geist zur Vergebung der Sünden bevollmächtigt (Joh 20,22-23) und die Grundlage für den Glauben der Kirche legt – auch für jene, die ihn nicht physisch sehen ("Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." Joh 20,29). Die Apostelgeschichte bezeugt, wie diese Kraft durch die Apostel wirkt und die frühe Gemeinde dynamisch wachsen lässt (Apg 5,12-16). Die Offenbarung bestätigt die Identität Jesu als den ewigen, lebendigen Sieger über den Tod (Offb 1,17-18), und der Psalm feiert ihn als den verworfenen, aber von Gott zum Eckstein gemachten Herrn (Ps 118,22), dessen Huld ewig währt (Ps 118,2.4). Die Kernbotschaft ist: Der auferstandene Christus lebt, ist mitten unter uns, wirkt durch seine Kirche und schenkt durch den Glauben an ihn Frieden, Vergebung (göttliche Barmherzigkeit) und ewiges Leben.
Die Geschichte von Apostel Thomas ist etwas überraschend. Als er die Wunden von Jesus sah, hätte er eigentlich nur denken müssen: "Okay, das ist wirklich derselbe Jesus, der gestorben ist und jetzt lebt." Es hätte ihn nur darin bestätigen können, dass Jesus ein Mensch ist, sein Herr. Aber Thomas sagte viel mehr! Sein Ausruf "Mein Herr und mein Gott!" ist die deutlichste Stelle im Johannesevangelium, die sagt, dass Jesus Gott ist. Diese so starke Aussage kam nicht nur, weil er Jesus sah. Das Sehen hat es zwar angestoßen, aber die tiefe Überzeugung dahinter ist ein Akt des Glaubens, etwas, das tief in ihm passierte. Das Besondere an Thomas' "Sehen" ist, dass es paradoxerweise dazu diente, dass andere, die später kommen und Jesus nicht sehen, glauben können. Er musste sehen, damit die Kirche (wir heute) glauben kann, ohne Jesus selbst gesehen zu haben. Jesus sagt damit nicht, dass Sehen der eigentliche Grund für den Glauben ist. Er sagt, dass es für Thomas der besondere Weg war, um zum vollen Glauben zu finden. Für uns, die nach Thomas kamen, führt der Weg zum selben Ziel – Jesus als "Mein Herr und mein Gott!" anzubeten – über die Worte der Apostel (in der Bibel) und die Sakramente in der Kirche. Thomas' Glaube ist also nicht schlechter oder geringer. Er war eine notwendige, einmalige Brücke von der Zeit, als Jesus noch sichtbar da war, zur Zeit der Kirche, in der wir an ihn glauben, auch wenn wir ihn nicht sehen.
Drei konkrete Schritte für diese Woche
Wenn du in die Kirche kommst und dich kniend bekreuzigst, sprich in deinen Gedanken: "Mein Herr und mein Gott!"
Sieh Jesus in der Anbetung an. Er ist leibhaftig vor dir.
Selbst Petrus Schatten heilte: Lass deine Mitmenschen auch durch deinen Schatten Jesus erblicken.