Mutter Gottes - Jesus in ihrem Schoß
Mutter Kirche - Jesus in ihrem Schoß
In der katholischen Theologie ist jede Kirche nicht nur ein Gebäude, sondern ein heiliger Ort, an dem die Mysterien des Glaubens gegenwärtig werden, insbesondere in der Eucharistie. Dieser heilige Raum wird als Marias Unbefleckter Schoß und das wahre Allerheiligste gesehen, ein Ort, an dem der inkarnierte Herr, Jesus Christus, in realer und substantieller Weise unter uns weilt.
Marias Rolle in der Heilsgeschichte ist einzigartig und unvergleichlich. Die Kirche lehrt, dass sie die 'Mutter Gottes' ist, weil sie Jesus Christus, die zweite Person der Heiligen Dreifaltigkeit, in ihrem Schoß getragen hat. Der Katechismus der katholischen Kirche beschreibt Maria als die erste Bundeslade, das heilige Gefäß, in dem Gott Fleisch angenommen hat (KKK 2676). In diesem Sinne wird ihr Schoß als das erste Allerheiligste gesehen, wo die göttliche Gegenwart einzigartig und vollständig offenbar wurde.
So wie das Wort in Marias Schoß Fleisch wurde (Johannes 1:14), so wird Christus in jeder katholischen Kirche in der Eucharistie gegenwärtig. Wenn wir eine Kirche betreten, betreten wir einen heiligen Raum, der die Heiligkeit von Marias Schoß widerspiegelt, denn im Tabernakel auf dem Altar wohnt derselbe Jesus, der in Maria gelebt hat, nun in der konsekrierten Hostie.
Im Alten Testament war das Allerheiligste der innerste und heiligste Bereich des Tempels in Jerusalem, wo die Bundeslade aufbewahrt wurde und wo man glaubte, dass die Gegenwart Gottes wohnte (Exodus 26:33-34). Nur der Hohepriester durfte diesen Raum betreten, und das auch nur einmal im Jahr, um ein Opfer zur Sühne der Sünden darzubringen (Levitikus 16:2-19).
Mit dem neuen Bund, der durch Christus errichtet wurde, finden das irdische Heiligtum und sein Allerheiligstes ihre Erfüllung in ihm. Das Zerreißen des Tempelvorhangs im Moment des Todes Christi (Matthäus 27:51) symbolisiert den neuen Zugang zu Gott, der durch Jesu Opfer ermöglicht wurde. Der Katechismus bemerkt, dass die Eucharistie "die Quelle und der Höhepunkt des christlichen Lebens" ist (KKK 1324), was jede Kirche, in der die Eucharistie gefeiert wird, zu einem neuen Allerheiligsten macht.
In der Feier der Messe wird der Altar zu dem Ort, an dem das eine, ewige Opfer Christi erneut gegenwärtig wird, und die Eucharistie ist das wahre Allerheiligste, wo wir dem inkarnierten Herrn begegnen. Wie der heilige Paulus schreibt: "Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und dass der Geist Gottes in euch wohnt?" (1 Korinther 3:16). Dieses Wohnen Gottes in der Kirche und in der Eucharistie spiegelt die Gegenwart Gottes im Allerheiligsten und im Schoß Mariens wider.
Die Verbindung zwischen der Kirche, Marias Schoß und dem Allerheiligsten wird im Buch der Offenbarung weiter erleuchtet. In Offenbarung 12:1-17 sehen wir das Bild einer Frau, die mit der Sonne bekleidet ist und ein männliches Kind gebiert, das bestimmt ist, die Nationen zu regieren. Die katholische Kirche interpretiert diese Frau sowohl als Darstellung Mariens als auch der Kirche. Offenbarung 12:17 spricht von "ihren übrigen Kindern", die Gottes Gebote halten und für Jesus Zeugnis ablegen, was auf die fortlaufende Mission der Kirche hindeutet, Christus in die Welt zu bringen. In diesem Sinne wird jede Kirche zu einer Fortsetzung von Marias Rolle, Christus zu bringen, damit die Gläubigen ihm in der Eucharistie begegnen können.
Alkuin (735-804 AD), Kommentar zur Offenbarung 12:
"Die mit der Sonne bekleidete Frau ist die Jungfrau Maria, überschattet von der Kraft des Höchsten; und dies soll allgemeiner auch auf die Kirche angewendet werden, die nicht Frau genannt wird, weil sie weibliche Weichheit hätte, sondern weil sie (die Kirche) Tag für Tag Geburt gibt, zu neuen Scharen, aus denen der Leib Christi geformt wird."
St. Ambrosius Autpertus (700 AD), Kommentar zur Apokalypse:
"Ob wir sagen, dass es die Mutter und Jungfrau Maria war, die Christus geboren hat oder Christus trägt, oder ob wir das gleiche über die Mutter und Jungfrau Kirche sagen, in beiden Fällen weichen wir nicht von der Wahrheit ab. Die erstere gebar das Haupt; die letztere gebar die Glieder des Hauptes."
Die Verbindung zwischen dem Kirchengebäude, Marias Schoß und dem Allerheiligsten ist tief in der Schrift und Tradition verwurzelt. Zum Beispiel markiert die Verkündigung (Lukas 1:26-38) den Moment, in dem das Wort in Marias Schoß Fleisch wurde. Der Erzengel Gabriel verkündet: "Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten" (Lukas 1:35), was die Weise parallelisiert, wie Gottes Gegenwart die Bundeslade im Alten Testament überschattete (Exodus 40:34-35).
Darüber hinaus betont das Johannesevangelium die Realität der Menschwerdung: "Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt" (Johannes 1:14). Der griechische Begriff für "wohnte" ist eskēnōsen, was wörtlich "gezeltet" oder "sein Zelt aufgeschlagen" bedeutet und an die Gegenwart Gottes erinnert, die im Zelt der Begegnung des Alten Testaments wohnte. Diese Gegenwart wohnt nun in jeder katholischen Kirche in der Eucharistie.
Abschließend wird jede Kirche als eine Art von Marias Unbeflecktem Schoß und dem wahren Allerheiligsten gesehen. Diese tiefgehende theologische Wahrheit betont die Heiligkeit des Kirchengebäudes, des Altars und vor allem der Eucharistie. So wie Gott in Marias Schoß Mensch wurde, so wird er auch in der Eucharistie gegenwärtig und lädt die Gläubigen ein, eine innige Begegnung mit dem lebendigen Gott zu erfahren. Die Kirche ist daher nicht nur ein Ort der Anbetung, sondern ein heiliger Raum, in dem Himmel und Erde sich treffen und die Gläubigen Christus, der unter ihnen weilt, wirklich begegnen können.