Am sechzehnten Sonntag im Jahreskreis offenbart Gott: Das Leiden des Gläubigen ist mystische Teilhabe am Erlösungswerk Christi. „Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist“ (Kol 1,24).
Genesis 18,1-10a: Abraham dient drei geheimnisvollen Gästen – eine Ikone göttlicher Gastfreundschaft. Sein aufopfernder Dienst öffnet den Raum für Gottes Verheißung: Sara wird den Sohn der Verheißung gebären.
Psalm 15,2-5: Zeichnet das Antlitz des wahrhaft Gerechten: Wer Gott fürchtet, übt Barmherzigkeit, verwirft das Böse und hält sein Wort – selbst um den Preis des Nachteils.
Kolosser 1,24-28: Paulus ergänzt die Leiden Christi für die Kirche. Sein Dienst enthüllt das ewige Geheimnis: Christus in euch – die Hoffnung auf Herrlichkeit.
Lukas 10,38-42: Maria wählt das „eine Notwendige“: Sie sitzt zu Jesu Füßen. Marta, vom Dienst überwältigt, verliert die Gegenwart des Herrn aus dem Blick.
Paulus spricht nicht von einem Mangel an Christi Erlösertod – dieser ist vollkommen (vgl. Hebr 10,10). Vielmehr meint es: Die Kirche als fortlebender Leib Christi muss die Passion bis zur Wiederkunft durchleiden. Wie Christus Haupt litt, so leidet sein mystischer Leib. Der Apostel trägt diese Leiden für die Kirche – nicht erlösend, aber heilend und fruchtbar machend. Augustinus erklärt: „Was fehlte, war das Leiden Christi in seinen Gliedern“. Dies ist tätige Liebe bis zur Selbsthingabe – wie Abrahams Opfer und Marias Hingabe.
Abraham wartete 25 Jahre auf den verheißenen Sohn (vgl. Gen 12,4; 17,1; 21,5). Als die drei Gäste kamen, handelte er nicht wie ein verzweifelter Greis, sondern wie ein Priester:
Sein Dienst war Opfer: Er schlachtete das „zarte, prächtige Kalb“ (Gen 18,7) – seine letzte Hoffnung auf irdische Sicherheit.
Doch er blieb bei ihnen „unter dem Baum“ (Gen 18,8): Sein Dienst war Gebet. Er erkannte im Fremden Gott selbst („Mein Herr“, Gen 18,3).
Sein ganzes Warten war Leiden für den kommenden Erlöser – wie Paulus sagt: „Ich ergänze, was an Christi Leiden fehlt“ (Kol 1,24). Abraham opferte seine Zukunft, um Gott zu empfangen – und empfing den Sohn der Verheißung.
Marta diente Jesus (Lk 10,40), doch sie sah nur den Rabbi aus Nazareth, nicht den ewigen Gott:
Ihr Dienst wurde zur „Sorge“ (griech. merimna): geistliche Blindheit. Sie meinte, Gott brauche ihre Arbeit – nicht sie selbst.
Sie klagte Maria an („Sag ihr, sie soll mir helfen!“), weil sie das „eine Notwendige“ (Lk 10,42) nicht kannte: Gegenwart Gottes.
Ihr Leiden (Stress, Gereiztheit) war leer – nicht vereint mit Christus. Sie opferte, ohne zu wissen, für wen sie opferte.
Maria wählte das „gute Teil“ (Lk 10,42): Sie erkannte im Gast denselben Gott, den Abraham angebetet hatte:
Sie „saß zu Jesu Füßen“ (Lk 10,39): Haltung der totalen Hingabe.
Sie „hörte seinem Wort zu“ (griech. ēkouen ton logon autou): Sie empfing Ihn als fleischgewordenes Wort (Joh 1,14).
Ihr scheinbar „tatenloses“ Sitzen war das höchste Opfer: Sie opferte ihre Zeit, ihren Ehrgeiz, ihr Ich – um Christus selbst zu besitzen. So wurde sie lebendiger Tempel – wie Paulus sagt: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27).
Opfere wie Abraham: Gib Gott etwas Kostbares (Zeit/Geld) – ohne es zu erzählen. Verbinde es mit dem Gebet: „Jesus, vereinige dies mit Deinem Opfer.“
Höre wie Maria: Bevor du handelst, setz dich 3 Min. vor das Kreuz/Tabernakel. Sprich nichts – hör nur zu. Frag: „Herr, was willst DU?“
Leide wie Paulus: Wenn dich heute etwas kränkt/ärgert, bete: „Dies opfere ich auf für meinen Feind – als Ergänzung Deiner Leiden, Jesus.“ (Kol 1,24)
Wer so lebt, macht sein Leben zur Eucharistie: Dienst wird Anbetung, Leiden wird Erlösung.