Am achtzehnten Sonntag im Jahreskreis geht es um die Vergänglichkeit irdischen Besitzes und die wahre Weisheit, nach himmlischen Gütern zu streben. Die Lesungen erinnern daran, dass alle Mühe und Sorge dieser Welt vergänglich sind und nur in Gott Beständigkeit und Sinn gefunden werden kann. Sie rufen zur Umkehr und Neuausrichtung des Herzens auf Gott hin auf.
Koh 1,2; 2,21-23: Kohelet klagt über die Vergänglichkeit aller weltlichen Mühen. Besitz, Wissen und Erfolg, die oft mit großer Anstrengung erarbeitet wurden, gehen am Ende an andere, die sich nicht bemüht haben. Das Leben ohne Gott bleibt fruchtlos und belastend.
Psalm 90,3-6.12-14.17: Der Psalm mahnt zur Erkenntnis der eigenen Vergänglichkeit und bittet Gott um wahre Weisheit und Sinn im Leben. Nur Gott schenkt Bestand, und nur in Ihm findet der Mensch bleibende Zufriedenheit und Frieden.
Kol 3,1-5.9-11: Paulus ruft auf, das Herz auf das Himmlische zu richten und das Irdische abzulegen. Wer zu Christus gehört, ist bereits gestorben für die alten Begierden. Es gilt nun, als neuer Mensch nach dem Vorbild Christi zu leben.
Lk 12,13-21: Jesus warnt vor der Habgier und erzählt das Gleichnis vom reichen Mann, der Scheunen baut, um seine Schätze zu horten, ohne an Gott zu denken. Dieser Mensch ist ein Narr, denn er verliert in einem Augenblick alles, was er angehäuft hat.
Gott entlarvt die Täuschung, irdischer Reichtum sichere das Leben. Kohelet nennt Arbeit „Windhauch“; der Psalm erinnert: „Ihr Menschenkinder, kehrt zurück!“ (Ps 90,3). Christus warnt: „Du Narr! Noch in dieser Nacht wird man dein Leben von dir zurückfordern“ (Lk 12,20). Der Kolosserbrief enthüllt die Alternative: Habsucht ist Götzendienst – der wahre Gläubige „tötet, was irdisch an ihm ist“ (Kol 3,5) und richtet sich auf Christus aus, „der alles und in allen ist“ (Kol 3,11). Der rote Faden ist klar: Wer sein Herz an Vergängliches hängt, verliert die Ewigkeit.
1. Verantwortungsvoller Besitz vs. törichte Habsucht
Der reiche Kornbauer irrt nicht im Besitz, sondern in der Haltung: Er hortet aus Angst, nicht aus Liebe. Gott verurteilt nicht irdische Vorsorge – Er selbst befiehlt: „Wer für die Seinen, besonders für die Hausgenossen, nicht sorgt, […] hat den Glauben verleugnet“ (1 Tim 5,8). Doch der Bauer vergisst:
Sein „Friede“ ist Illusion: Er spricht zu seiner Seele: „Ruh dich aus […]!“ (Lk 12,19), doch wahre Ruhe kommt nur von Gott: „Kommt her zu mir, […] ich werde euch Ruhe geben“ (Mt 11,28).
Sein Reichtum dient ihm selbst, nicht den Armen. Der hl. Basilius warnt: „Der Brotspeicher gehört dem Hungrigen“ (Homilie 6).
Verwalte Güter als Treuhänder Gottes – für Familie und Bedürftige (vgl. Jak 2,15-16) – aber löse dein Herz vom Besitz. „Gebt […] und es wird euch gegeben werden“ (Lk 6,38). Der rechte Umgang zeigt sich in der Freigiebigkeit: „Wer zwei Gewänder hat, gebe eines dem, der keines hat“ (Lk 3,11).
2. „Christus ist alles und in allen“ (Kol 3,11): Leben als leidender Leib Christi
Paulus enthüllt die radikale Konsequenz: Wer „nach dem strebt, was oben ist“ (Kol 3,1), wird zum „zerbrechlichen Gefäß“ (2 Kor 4,7), das Gottes Kraft durch Schwachheit offenbart. Dies ist kein passiver Spiritualismus, sondern aktive Teilnahme am Kreuz:
Leid wird Opfer: „Immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu sichtbar wird“ (2 Kor 4,10). Wie der Weizenkorn „stirbt“ (Joh 12,24), um Frucht zu bringen.
Einheit im Leib: „Da gibt es nicht mehr Sklaven oder Freie, sondern Christus ist alles und in allen“ (Kol 3,11). Unser „Ich“ löst sich auf in der Gemeinschaft der Heiligen – wie bei der Eucharistie, wo Brot wirklich zum Leib Christi wird, so werden auch wir Teil seines lebendigen Leibes.
Indem wir irdische Sicherheiten loslassen (wie der Kornbauer es nicht tat), werden wir zu „Mitarbeitern der Wahrheit“ (3 Joh 1,8). Unser scheinbarer Verlust – ob Besitz, Status oder Komfort – wird zum Sauerteig für das Reich Gottes: „Alles tun wir […] damit die Gnade […] den Dank vervielfacht zur Ehre Gottes“ (2 Kor 4,15).
Die Lesungen zeigen: Nicht der Besitz an sich ist Sünde, sondern die Illusion, er könne den Tod besiegen. Der reiche Kornbauer spricht zu seiner Seele – als ob Scheunen Unsterblichkeit schenkten (Lk 12,19), als ob das Materielle genug wäre, um die geistige Seele zu retten! Doch nur Christus, „unser Leben“ (Kol 3,4), besiegt den Tod. Dies ist die katholische Antwort auf den modernen Materialismus: Wo die Welt Sicherheit in Aktien oder Technik sucht, lehrt die Kirche: "Immer tragen wir das Todesleiden Jesu an unserem Leib, damit auch das Leben Jesu an unserem Leib sichtbar wird. Denn immer werden wir, obgleich wir leben, um Jesu willen dem Tod ausgeliefert, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbar wird" (2. Kor 4,10-11). „Sammelt euch Schätze im Himmel“ (Mt 6,20). Der hl. Augustinus ruft: „Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir.“
Prüfe deine „Scheunen“: Welche Reserven (Geld, Vorräte, Zeit) hortest du aus Angst? Schenke ein Ding konkret an einen Bedürftigen – als Akt des Vertrauens.
Verwandle Arbeit in Gebet: Bei jeder Mühe heute bete: „Jesus, durch Dich, mit Dir, in Dir – für Deinen Leib.“
Vereine dein Leid mit Christus: Trage eine Last (Schmerz, Sorge) bewusst als „Todesleiden Jesu“ (2 Kor 4,10) – und bitte: „Zeige Dein Leben durch meine Schwachheit.“
„Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,20).