Am 28. Sonntag im Jahreskreis geht es um die Rettung durch Glauben und Gnade – nicht durch Herkunft oder rituelle Zugehörigkeit. Die Lesungen zeigen: Während Israel an den äußeren Formen hängen bleibt, erkennen die Heiden den wahren Gott, bekennen sich zu ihm und werden in das neue Gottesvolk eingepfropft. Gottes Heil ist universal und unverdient – reine Gnade.
Lesungen
2 Kön 5,14–17: Naaman, der Syrer, ein Heide, wird durch das einfache Eintauchen im Jordan geheilt – nicht durch Magie oder Leistung, sondern durch Glaubensgehorsam. Er erkennt: „Jetzt weiß ich, dass es keinen Gott gibt außer in Israel.“ Während Israel selbst oft ungläubig bleibt, öffnet sich dieser Fremde der Gnade. Elischa lehnt jede Bezahlung ab – denn Gottes Heil ist Geschenk. Naaman nimmt Erde aus Israel mit, um auf ihr dem wahren Gott Opfer und Dank darzubringen – ein Bild für den Heiden, der heimisch wird im Glauben Israels.
Psalm 98: Der Psalm jubelt über das Heil, das Gott „vor den Augen der Völker“ offenbart hat. Die Völker, die fern waren, sehen und glauben. So wird das Heil Israels zum Heil der Welt.
2 Tim 2,8–13: Paulus preist Christus, den auferstandenen Sohn Davids, der das Heil über die Grenzen Israels hinausbringt. Wer mit Ihm leidet und standhaft bleibt, wird mit Ihm herrschen. Der Apostel leidet, damit die Heiden „das Heil in Christus Jesus erlangen“.
Lk 17,11–19: Zehn Aussätzige werden geheilt, doch nur einer – ein Samariter, also ein Fremder – kehrt zurück, um Gott zu danken. Jesus fragt: „Ist keiner umgekehrt, außer diesem Fremden?“ Der Dankbare erfährt mehr als körperliche Heilung: „Dein Glaube hat dich gerettet.“
Die Lesungen zeigen, dass Gott neue Verwalter seines Weinbergs beruft (vgl. Mt 21,41). Israel, das sich auf Herkunft und Gesetz verlässt, bleibt oft blind für die Gnade, während die Heiden – Naaman und der Samariter – im Glauben erkennen, dass Gott allein rettet. Sie sind die ersten Zweige des neuen Israels, eingepfropft in den heiligen Ölbaum (vgl. Röm 11,17). Elíschas Weigerung, Geschenke anzunehmen, macht deutlich: Heil kann man nicht kaufen. Es ist unverdiente Gnade. Naaman nimmt Erde mit, um auf fremdem Boden den wahren Gott anzubeten – Sinnbild für die Kirche, die aus den Völkern erwächst und die Anbetung des einen wahren Gottes in alle Länder trägt.
Das Heilsgeschehen wandelt sich: Was Israel als Zeichen der Erwählung trug, wird den Völkern geschenkt. In Naaman und im dankbaren Samariter erfüllt sich die Prophezeiung: „Ich werde mich finden lassen von denen, die mich nicht suchten“ (Jes 65,1). Der Glaube, der rettet, ist kein Besitz, sondern Antwort auf Gnade. Die Heiden sehen und glauben, weil sie keine religiösen Ansprüche vorbringen – sie empfangen. So wird das alte Israel, das sich auf Gesetz und Abstammung stützt, zum Schatten des neuen, geistigen Israels: der Kirche, die aus allen Völkern erwächst. Die Heilung des Aussätzigen wird zum Bild der Taufe: Reinigung durch Wasser, Wiedergeburt durch Gnade, Leben aus Dankbarkeit.
Konkrete Umsetzung für diese Woche
Dankbarkeit statt Anspruch: Sieh alles, was du hast, als Gnade. Sag täglich bewusst: „Herr, ich verdanke dir alles.“
Glaube statt Leistung: Handle diese Woche aus Vertrauen, nicht aus Angst, dich beweisen zu müssen.
Neue Erde: Schaffe dir einen kleinen „heiligen Ort“ zu Hause – eine Kerze, ein Kreuz, ein Stück sichtbarer „heiligen Erde“ –, um täglich Gott Opfer des Dankes zu bringen.
So wird die Botschaft dieses Sonntags lebendig: Die Fremden werden Kinder, die Blinden sehen, die Aussätzigen werden rein – weil Gnade größer ist als Gesetz.