Am Christkönigssonntag richtet die Kirche ihren Blick auf das wahre Königtum Jesu – ein Königtum, das alle menschlichen Erwartungen sprengt. Die Jünger, das Volk, selbst die Spötter unter dem Kreuz sahen vor sich keinen Triumphator, sondern einen Gekreuzigten. Und doch: gerade dort wird er gekrönt – nicht mit Gold, sondern mit Dornen. Nicht durch Sieg über Rom, sondern durch Sieg über den Tod. Nicht durch Unterwerfung anderer, sondern durch Hingabe des eigenen Lebens.
2 Sam 5,1–3 David wird König. Die Stämme Israels bekennen sich zu ihm: „Wir sind dein Fleisch und Bein.“ Gott bestimmt David zum Hirten seines Volkes. Sein Königtum ist nicht Machtbesitz, sondern Dienst: Er führt hinaus und hinein, schützt, leitet und repräsentiert Gottes Autorität. David ist Vorausbild des wahren Königs Christus.
Psalm 122 Jerusalem – Stadt des Thrones Gottes. Pilger steigen hinauf zum Tempel; dort stehen „die Throne des Hauses David“. Das Königtum ist auf Gottes Gegenwart ausgerichtet. Die Stadt des Königs ist Ort des Rechts, des Friedens, der Anbetung.
Kol 1,12–20 Christus – König des Kosmos. Gott hat uns „in das Reich seines geliebten Sohnes“ versetzt. Christus ist Bild des unsichtbaren Gottes, Schöpfer, Erhalter, Haupt der Kirche und Friedensstifter durch das Kreuz. Sein Königtum umfasst Himmel und Erde, Vergangenheit und Zukunft, Leben und Tod.
Lk 23,35b–43 Der König auf dem Kreuzesthron. Verhöhnt von Führern und Soldaten, „Wenn du der König der Juden bist – rette dich selbst!“ Doch genau im Nicht-Retten offenbart er sich. Der reuige Schächer erkennt: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Christus antwortet königlich: „Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Die Menschen zur Zeit Jesu sehnten sich nach einem König, der Rom stürzt. Einer, der mit Macht eingreift. Einer, der Feinde zerschlägt.
Doch Jesus zerschlägt nicht Rom – er zerschlägt den Tod.
Er besiegt nicht Cäsar – er besiegt den Teufel.
Er bricht nicht politische Ketten – er zerschlägt die Ketten der Sünde, die die Seele zerstören.
Seine Krönung ist die Dornenkrone:
ein sichtbares Zeichen dafür, dass sein Reich nicht aus dieser Welt stammt, sondern diese Welt durchdringt und rettet.
Der Kreuzesthron Jesu ist der Ort, an dem Gott alle menschlichen Vorstellungen von Herrschaft verkehrt:
Nicht der Stärkste herrscht – sondern der Liebende.
Nicht der, der Leben nimmt – sondern der, der sein Leben gibt.
Über seinem Haupt steht:
INRI – Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum
„Jesus von Nazaret, König der Juden.“
Die römische Spottschrift wird zur prophetischen Wahrheit.
Schon der Prophet Jesaja hatte es gesehen:
„Der HERR ist unser Richter, der HERR unser Gesetzgeber; der HERR ist unser König, er wird uns retten.“ (Jes 33,22)
Jesus erfüllt dies nicht durch Gewalt, sondern durch Hingabe.
Er ist der König, weil er der gute Hirt ist:
„Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ (Joh 10,11)
Und dieses Bild ist uralt. In ganz Mesopotamien war „Hirte“ der Hoheitstitel der Könige: Der gute König baut Mauern („Schafhürde“) gegen Löwen und Wölfe, sorgt, schützt, führt und opfert sich für seine Herde – ein Echo der uralten Sehnsucht nach einem wahren, guten Hirtenkönig.
Doch was kein König der Welt vermochte, vollbringt Christus:
Er schützt nicht vor äußeren Feinden –
sondern vor dem Feind der Seele.
Er errichtet keine Steinhürde –
sondern das Kreuz, das zum Tor des Lebens wird.
Er öffnet seine Seite, und aus ihr fließen Wasser und Blut –
Sakramente des neuen Lebens.
Seine Mauer ist sein geopferter Leib, der uns vor dem ewigen Tod schützt.
Sein Hirtenstab ist das Kreuz, das Weg und Rettung wird.
Sein Sieg ist die Vergebung, die er dem reuigen Schächer schenkt.
Die Kreuzigung ist die Krönung.
Das Kreuz ist das Regierungsprogramm Christi.
Und dieses Programm heißt: Neuer Bund.
Der Alte Bund ist das Gesetz von Segen und Fluch:
Man tut Gutes wegen Belohnung und Strafe.
Der Neue Bund ist das Gesetz der Liebe:
Man tut Gutes, weil das Herz durch den Heiligen Geist erneuert wurde.
„Ich will mein Gesetz in ihre Herzen schreiben.“ (Hebr 8,10)
Die beiden Gekreuzigten neben Jesus offenbaren die zwei möglichen Haltungen zum König:
Der erste Verbrecher: „Rette dich und uns!“
Er denkt im alten Schema: Nutzen, Forderung,
äußere Rettung in dieser Welt.
Er will Rettung ohne Umkehr.
Der gute Schächer „Jesus, denk an mich…“
Er erkennt den König im Gekreuzigten.
„Dieser hat nichts Unrechtes getan“
Er bittet nicht um ein Wunder, sondern um Gnade.
Darum antwortet Jesus:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“
Er wird der erste Bürger des Neuen Bundes.
Christus als König anerkennen:
Stell morgens deinen Tag bewusst unter seine Herrschaft: „Jesus, sei König über meine Gedanken, meine Worte, meine Entscheidungen.“
Lebe als Kind des Neuen Bundes – nicht als Sklave des alten
Vermeide Handeln aus Angst („Was, wenn Gott mich bestraft?“) oder Berechnung („Was bekomme ich dafür?“). Sag stattdessen: „Herr, ich tue das Gute, Deinen Willen, weil ich Dich liebe.“
Dem König folgen wie der Schächer:
Sprich jeden Abend vor dem Schlafengehen: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“ Übergib ihm deine deine Ohnmacht – er macht sie zum Eintrittstor ins Paradies.